Sowjetthriller in der Hochzeit des Kalten Krieges

Cover Black Sun von Owen Matthews

Owen Matthews
Black Sun
Aus dem Englischen von Michael Krug
lübbe 2020
428 Seiten
ISBN 978-3-404-18337-1

Oktober 1961: In Kürze soll in der Sowjetunion die stärkste Wasserstoffbombe der Welt gezündet werden, um so die Vormachtstellung des Landes zu demonstrieren. Da passt es überhaupt nicht, dass 10 Tage vor diesem Ereignis einer der maßgeblichen Physiker in der Geheimstadt Arsamas-16 tot aufgefunden wird. ‚Selbstmord‘ wird nach Moskau gemeldet, doch der KGB hat seine Zweifel und schickt Major Alexander Wassin in die geheime Stadt, dem schnell klar wird, dass hier Manches nicht stimmt.

Der Hintergrund dieses Thrillers beruht auf tatsächlichen Begebenheiten, die der Autor am Ende auf rund acht Seiten vergleichsweise ausführlich erläutert. Dies ist einer der Hauptgründe, weshalb dieses Buch durchaus lesenswert ist, denn die eigentliche Mordermittlung kommt eher trivial daher. Zwar ist die Todesart (Vergiftung mit Thallium) ungewöhnlich erschreckend beschrieben, aber die Suche nach dem oder der Schuldigen bleibt deutlich dahinter zurück.

Was mich mit der Geschichte größtenteils wieder versöhnte, ist die Darstellung des Umfeldes jener Zeit in Arsamas-16. Sie zeigt auf erschreckende Weise eine Gesellschaft, in der Jeder jederzeit damit rechnen muss, überwacht zu werden. Obwohl Stalin bereits Jahre zuvor verstorben ist, herrscht noch immer reine Willkür und wer das Pech hat in Ungnade gefallen zu sein, landet im besten Fall in einem der berüchtigten Straflager. Doch die Hauptfigur Major Wassin ist ein Idealist und glaubt wider besseren Wissens an die Gerechtigkeit und eine bessere Gesellschaft. Er ermittelt trotz aller Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellen, im Auftrag der Wahrheit und Gerechtigkeit.

So richtig überzeugend wirkte insbesondere die Hauptfigur Wassin nicht auf mich. Seine wiederkehrenden Überlegungen, die teils fast philosophisch anmuten, wirken in der Art des Ausdruckes unglaubwürdig, was jedoch an der Übersetzung liegen kann. Denn ich bin auch über einige Stilblüten gestolpert wie beispielsweise „Anscheinend hütete Wassins Frau die Zunge nach wie vor.“

Es bleibt also Luft nach oben – mal schauen, wie sich die nächsten beiden Teile entwickeln werden.

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