Bloodbath Nation

Paul Auster
Bloodbath Nation
Aus dem Englischen von Werner Schmitz
Rowohlt 2024
188 Seiten
ISBN 978-3-498-00323-4
1919 hielt die Waffengewalt in Austers Familie Einzug, als seine Großmutter ihren Ehemann erschoss. Deren Kinder, darunter Austers Vater, waren traumatisiert; den nachfolgenden Generationen wurde die Tat verschwiegen.
Ihre Geschichte ist kein Einzelfall in einem Land, in dem der Schusswaffengebrauch zum Selbstverständnis gehört und Waffen zum Allerheiligsten zählen. „Bloodbath Nation“ ist ein Essay über das alltägliche Blutbad, dennoch liefert Auster keine wütende Anklage, sondern analysiert ein Amerika an einem historischen und gesellschaftlichen Wendepunkt.
Die Zahlen sprechen für sich: Amerikaner haben eine 25-mal höhere Chance, angeschossen zu werden als Bürger anderer hochentwickelter Länder. Rund 40.000 sterben jährlich durch Schusswaffen. Man merkt, dass sich Paul Auster lange mit diesem Thema befasst hat. Er präsentiert sowohl aktuelles und juristisches als auch historisches Material zum Schusswaffengebrauch und erläutert mögliche Erklärungen für die Masse an Gewalt.
Auster schreibt sachlich und nüchtern, mit Anekdoten und Erinnerungen, die sich einprägen. Doch wenn es um Erklärungen dieser Gewalt und mögliche Lösungen geht, weiß auch er keine Antwort, denn „Frieden wird es erst geben, wenn beide Seiten ihn wollen.“ Doch wie meinte seine Mutter so häufig zu ihm: „Träum weiter, Paul!“ Alles in allem: Keine guten Aussichten!
Ergänzt wird der Text zwischen den fünf Kapiteln mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Spencer Ostrander, dem Schwiegersohn von Paul Auster. Sie zeigen die Schauplätze von Amokläufen – menschenleer, sauber, häufig wurden die betroffenen Gebäude abgerissen.
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