Heilung

Timon Karl Kaleyta
Heilung
Piper 2024
206 Seiten
ISBN 978-3-492-07171-0
Ein Mann in seinen Vierzigern leidet unter Schlafstörungen und wird von seiner wohlhabenden Frau in das Sanatorium San Vita in Südtirol geschickt. Organische Ursachen sind ausgeschlossen, aber ein unbestimmtes „Unbehagen“ lastet auf ihm. Das Sanatorium, geleitet vom charismatischen Professor Trinkl, behandelt nicht Kranke, sondern optimiert Gesunde auf dem Weg zu höherem Lebensglück. Trinkl scheint nicht nur Patienten therapieren zu wollen, sondern die Gesellschaft: „Dieses Unbehagen nimmt zu, ganz allgemein. Verstehen Sie?“ Der Protagonist versteht es nicht, aber Trinkls Therapie passt perfekt in eine Zeit, in der Achtsamkeit und Reinheit glorifiziert werden, während in der Ferne Kriege toben. Der „Zauberberg“ lässt grüßen.
Hinter der Fassade des Sanatoriums lauert Unheimliches: Ein missgestalteter Knecht schleift Tierkadaver in den Keller, eine mysteriöse Frau lockt die Hauptfigur in eine Grotte, und in unterirdischen Schlafsälen scheinen Menschen in Etagenbetten zu liegen. Trinkl erweist sich als Waffennarr, der Bären erschießt und den Helden zwingt, es ihm gleichzutun. Eine brutale Konfrontationstherapie konfrontiert ihn mit Kindheitserinnerungen: die geliebte Großmutter, die Nazilieder sang, der verschwundene Freund Jesper. Als das Licht angeht, weint er. Und siehe da: Er schläft besser. Doch Heilung bedeutet hier mehr als nur Erholung – es ist eine Wandlung.
Der Protagonist flieht zu Jesper aufs Land und erprobt dort eine idealisierte Bauernhofexistenz: Morgentau trinken, körperliche Arbeit, wachsende Muskeln, bräunende Haut. Doch die Idylle scheitert: Allergien, Versagen, Scham – er muss den Hof verlassen. Mit einem schrecklichen Ende.
Ich empfand das Buch als eine gelungene Mischung aus Übertreibung, Groteske und Satire, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich Alles bzw. jede Anspielung tatsächlich verstanden habe. Aber es ist auch egal, eine gute Unterhaltung war es auf jeden Fall, in der sogar der letzte Satz noch eine spezielle Pointe liefert, denn: Ein Mann muss tun was ein Mann tun muss 😉
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