Trophäe

Gaea Schoeters
Trophäe
Aus dem Niederländischen von Lisa Mensing
Zsolnay 2024
253 Seiten
ISBN 978-3-552-07388-3
Trophäe“ von Gaea Schoeters spielt in der Welt der Großwildjäger Afrikas. Protagonist Hunter White, ein wohlhabender Finanzmanager, will seine Sammlung der Big Five mit einem Spitzmaulnashorn vervollständigen. Doch die Jagd verläuft anders als geplant: Wilderer kommen ihm zuvor, töten das Tier und nehmen das Horn mit. Als Ersatz bietet ihm sein Gastgeber, den er als Freund betrachtet, eine schockierende Alternative an – die Jagd auf einen jungen Khoisan aus einem nahegelegenen Dorf. Im Gegenzug dürfen die Bewohner weiterhin jagen, und einem von ihnen wird ein Universitätsstudium in den USA ermöglicht.
Hunter Whites Name ist kein Zufall – er steht für all jene weißen Jäger, die Afrika einst heimgesucht haben: „Für ihn ist Afrika ein großes Naturreservat, von Gott geschaffen, um ihm Freude zu bereiten; dass dort auch Menschen leben, hat er nie wirklich realisiert, geschweige denn, dass er sich für sie oder ihre Lebensumstände interessiert hätte.“ Er sehnt sich nach Ursprünglichkeit, bewundert die Einheimischen für ihre Naturverbundenheit – und sieht sich doch als überlegen, auch wenn er es nicht direkt ausspricht.
Faszinierend und erschreckend zugleich ist, wie die Autorin Hunters Gedanken zur Jagd so formuliert, dass man sich beim Lesen ertappt, zustimmend zu nicken – selbst wenn man die Großwildjagd für eine einzige Barbarei hält. Doch spätestens, wenn die gleiche Argumentation auf die Menschenjagd angewandt wird, beginnt man alles zu hinterfragen.
Dass Gaea Schoeters noch nie in Afrika war, ist kaum zu glauben – ihre Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind eindrucksvoll und überzeugend. Zudem gelingt es ihr mit wenigen Sätzen, die moralischen Gewissheiten ihrer Leserinnen und Leser ins Wanken zu bringen. Trophäe ist ein grandioses Buch, das nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch packend erzählt ist – spannend wie ein Thriller.
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