Was das Meer verspricht

Alexandra Blöchl
Was das Meer verspricht
dtv 2024
277 Seiten
ISBN 978-3-423-28388-5
Ein schönes Cover, ein vielversprechender Klappentext – ich war gespannt. Eine kleine Insel hoch im Norden, 36 Seemeilen vom Festland entfernt, bildet die Kulisse. Dort lebt die 27-jährige Vida seit jeher mit ihren Eltern. Während ihr Bruder Zander schon früh den Absprung aufs Festland schaffte und dort blieb, scheint für Vida der Weg vorgezeichnet: weiterhin im elterlichen Lebensmittelladen helfen, Jannis heiraten, auf der Insel bleiben.
Doch mit der Ankunft von Marie – selbstbewusst, unabhängig, in allem das Gegenteil von Vida – gerät Vidas Weltbild ins Wanken. Die beiden Frauen freunden sich an, und Vida beginnt, ihr Leben infrage zu stellen. Als dann auch noch Zander zurückkehrt und Marie begegnet, nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Die Geschichte beginnt durchaus vielversprechend. Der Schauplatz ist interessant gewählt, das Setting hat Potenzial. Allerdings fiel mir schon zu Beginn auf, wie bemüht atmosphärisch der Stil ist. Das führt leider zu eigenartigen Formulierungen wie: „Sie setzte sich auf, und dort logierte sie nun, am Rand der Kaimauer…“ oder „… rumpelige Weiden …“ – ungewöhnlich, manchmal irritierend. Anfangs kann man darüber noch hinweglesen, denn die Geschichte selbst trägt zunächst.
Doch etwa ab der Mitte, mit Zanders Rückkehr, verliert der Roman deutlich an Tempo. Immer wieder kreist die Ich-Erzählerin um dieselben inneren Konflikte, dieselben düsteren Vorahnungen. Das sich ständig wiederholende Hadern mit sich, der Welt und dem Bruder wirkt zunehmend ermüdend. Trotz der spannungsvollen Andeutungen verliert sich der Plot im Kreisen – und ich begann schließlich, nur noch querzulesen, um ans Ende zu kommen.
Mein Fazit:
Eine eigentlich gute Geschichte, erzählt in einem stilistisch durchwachsenen Ton, die mit zunehmender Länge an Schwung verliert. Auch ein Arbeitsstipendium für Literatur der Stadt München ist eben kein Garant für ein gutes Buch.
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