Wackelkontakt

Wolf Haas
Wackelkontakt
Hanser 2025
239 Seiten
ISBN 978-3-446-28272-8
Was für eine verrückte Idee!
Franz Escher wartet in seiner Wohnung auf den Elektriker, der endlich den Wackelkontakt beseitigen soll. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch. Darin geht es um den jungen Mafioso Elio Russo, der als Kronzeuge der Staatsanwaltschaft im Gefängnis auf seine Entlassung wartet.
Und dieser Elio Russo? Liest ebenfalls ein Buch. Über einen Franz Escher, der auf einen Elektriker wartet, der einen Wackelkontakt reparieren soll.
Verwirrend? Durchaus – vor allem, wenn man beginnt, über all die Spiegelungen zwischen den Figuren nachzudenken. Liest man das Ganze aber einfach als zwei parallele Geschichten, funktioniert es trotzdem – auch wenn die beiden gemächlich dahinplätschernden Erzählstränge im ersten Teil fast ein bisschen einschläfernd wirken.
Doch dann, etwa ab Seite 130, zieht das Tempo kräftig an. Die Geschichten nähern sich auf überraschende Weise an, und plötzlich wird’s richtig spannend. Ich habe die letzten hundert Seiten praktisch in einem Rutsch gelesen – während ich für den Anfang mehrere Tage brauchte. Und am Ende saß ich da und fragte mich: War das jetzt wirklich das Ende?
Was „Wackelkontakt“ darüber hinaus lesenswert macht, ist der typische Wolf-Haas-Stil: grandioser Wortwitz, skurrile Sprachschöpfungen und ein liebevoll-verschobener Blick auf die Welt. Besonders amüsant sind die sprachlichen Eigenheiten des Kronzeugen, der beim Lernen des Deutschen zu kreativen Höhenflügen ansetzt.
Wären die ersten 130 Seiten etwas packender geraten, wäre das Buch der absolute Hammer – so ist es immerhin ein ziemlich origineller Wackelkontakt zwischen zwei Welten. 😉


Neueste Kommentare