Die Stimme
S. K. Tremayne
Die Stimme
Aus dem Englischen von Susanne Wallbaum
Knaur 2020
388 Seiten
ISBN 978-3-426-22738-1
Bei Jo Ferguson läuft es gerade nicht so gut. Nach der Scheidung von ihrem Mann und ohne allzu viel Geld ist ihre Wohnungssuche in London praktisch aussichtslos. Glücklicherweise kann sie im hochmodernen Appartement ihrer vermögenden Freundin Tabitha wohnen, da diese praktisch schon bei ihrem Freund lebt. Alles könnte wunderbar sein, wenn nicht plötzlich einer dieser modernen Assistenten (Electra) ihr ihr dunkelstes Geheimnis zuraunt. Und dabei bleibt es nicht: Alle Assistenten in Tabithas Wohnung scheinen sich zusammenzuschließen, um Jo in den Wahnsinn zu treiben. Den Wahnsinn, der ihren Vater in den Tod trieb.
Kein schlechter Plot, denn die Überwachungsmöglichkeiten all dieser Alexas, Siris und wie sie alle heissen, sind real. Ebenso wie die Fähigkeiten der KI, von denen man nicht weiß, in welche Richtungen sie sich noch entwickeln werden.
Alle Voraussetzungen für einen subtilen Horrorthriller ohne Blut und Gewalt sind also gegeben, aber der Autor traut offenbar seinen Fähigkeiten nicht so ganz. Denn subtil ist hier leider wenig bis nichts. Stellenweise wird über Seiten hinweg das Grauen in einer leeren Strasse (wahlweise U-Bahn-Station, Park, Stadtviertel) beschworen, bis das Grauen nicht mehr subtil wirkt, sondern einfach nur nervt. Und das betrifft auch Jos Vergangenheit, ihre Vaterbeziehung, ihr Verbrechen – es ist einfach zu dick aufgetragen.
Ein Drittel weniger von allem – und ich glaube, das hätte ein richtig guter Thriller werden können.
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