Weil da war etwas im Wasser
Luca Kieser
Weil da war etwas im Wasser
Picus 2023
317 Seiten
ISBN 978-3-7117-2137-2
Ok, ein reines Vergnügen war dieses Buch tatsächlich nicht, aber dennoch unterhaltsam zu lesen – zumindest bis auf die letzten rund 65 Seiten. Davor sind es hauptsächlich historische Berichte (meist auf wahren Begebenheiten basierend), die von den einzelnen Armen eines Riesenkalmar erzählt werden; was sie erlebt bzw. wahrgenommen haben – und das ist mehr als man glaubt 😉 Da solch ein Riesenkalmar zehn Arme besitzt, sind an den Außenrändern der Seiten die Namen der Arme gedruckt, um so die Übersicht zu behalten, wer gerade am Erzählen ist. Dies hilft leider nur bedingt, da bei zehn verschiedenen Perspektiven und jeder Menge Zeitebenen dennoch schnell der Überblick verlorengeht. Der Stammbaum der Familie Sanz, die eine wichtige Rolle spielt, am Ende des Buches ist hierbei durchaus hilfreich, aber eine Herausforderung ist das Buch allemal.
So ungewöhnlich das Thema dieses Buches ist, so merkwürdig erscheinen auch die Namen der Arme: Süß, Neu, Arm, Hehr, Halb, Eingebildet, Bisschen schüchtern, Müde und Blendend. Süß erzählt beispielsweise von Sanja, einer Praktikantin auf einem Fischtrawler, dem ein riesiger Kalmar ins Netz geht. Arm berichtet die Geschichte der Familie Sanz über mehrere Jahrhunderte hinweg, deren Vorfahr Hernan Sanz Sanchez als Matrose einen Riesenkalmar erblickte. Von Eingebildet erfahren wir von der Entstehung des Ungeheuers Kalmar, wie Schriftsteller, Modellbauer, Regisseure und Medien etwas entstehen ließen, was so nie existierte. Und irgendwie hängt alles Erzählte miteinander zusammen – letzten Endes wie das Leben auf der Erde. So passt auch der naturkundliche Essay von Hehr gut in diese Vielzahl von Stimmen. Woher die Arme all dieses Wissen haben, insbesondere wenn man bedenkt dass Kalmare maximal fünf Jahre alt werden (und damit wohl auch die Arme), bleibt unklar und somit der Phantasie uns Lesenden überlassen.
Was meiner Meinung nach jedoch stark abfällt, sind die letzten 65 Seiten, die Geschichten von Müde und Neu. Denn was die ausführliche Beschreibung der Selbstbefriedigung, Vorhautverengung und Beschneidung des Autors mit dem Kalmar zu tun hat, hat sich mir trotz aufmerksamen Lesens nicht erschlossen. Und das Tagebuch von Sanja, erzählt von Müde, hat ihrer eigentlichen Geschichte (von Süß) nichts hinzuzufügen. Mussten vielleicht die 300 Seiten voll werden 😉? Wie auch immer, 250 Seiten waren anstrengend aber dennoch unterhaltsam und auch informativ zu lesen; den Rest hätte man sich sparen können.
Neueste Kommentare