12 Stockwerke
Arndís Thórarinsdóttir und Hulda Sígrún Bjarnadóttir
12 Stockwerke – Mein unglaubliches Zuhause am Ende der Welt
Aus dem Isländischen von Gisa Marehn
Arena 2024
336 Seiten
ISBN 978-3-401-60701-6
Endlich ist es soweit: Die 12-jährige Dagny besucht mit ihrer Familie ihre Oma, die sie noch nie gesehen hat, weil diese weit entfernt auf einer kleinen, einsamen Insel im hohen Norden wohnt. Doch als sie dort ankommen, ist alles anders, als Dagny es sich vorgestellt hat. Ihre Großmutter freut sich überhaupt nicht über den Besuch und ist alles andere als lieb – eher eine richtige Kratzbürste. Auch die restlichen Bewohner:innen der Insel sind nicht sonderlich erfreut über die Ankommenden. Es gibt keine Geschäfte, man kann nicht shoppen, und nirgendwo gibt es WLAN. Außer Dagnys Hund Zorro gibt es kein weiteres Haustier – die sind nämlich nicht erlaubt. Doch schnell wieder abreisen geht nicht: Die nächste Fähre kommt erst in mehr als sechs Monaten.
Erzählerin der Geschichte ist Dagny, die bisher das ganz normale „Luxusleben“ fast jeder westlichen Jugendlichen gelebt hat: ein eigenes Zimmer, jederzeit Essen im Überfluss, Strom aus der Steckdose und unzählige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Auf Omas Insel ist hingegen alles anders: Alle 197 Inselbewohner:innen leben in einem einzigen Hochhaus, in dem das gesamte Leben organisiert ist. Der tägliche Stromverbrauch muss von allen im Haus durch Fahrradfahren selbst produziert werden; nur die kleinen Kinder dürfen stattdessen schaukeln. Essen gibt es einmal am Tag für alle gemeinsam in der Kantine – das ist sparsamer. Jede:r hat eine spezielle Aufgabe in der Gemeinschaft zu erbringen: von der Assistentin im Schweinestall bis zum Parasitenchef. Es ist ein Leben voller Sparsamkeit, Entbehrung und Kargheit – nichts ist selbstverständlich, alles muss erarbeitet werden.
Zur Freude der Lesenden hält Dagny mit ihrem Unmut nicht hinterm Berg und bringt uns mit ihrer lebhaften, bilderreichen Sprache immer wieder zum Schmunzeln. Nach und nach erkennt sie jedoch auch die positiven Seiten des Zusammenlebens und stellt fest, dass ihr gar nicht so viele Dinge wirklich fehlen.
Humorvoll und mit viel Fantasie wird hier eine Form des Miteinanders präsentiert, die Kindern auf unterhaltsame Weise zeigt, wie wichtig Solidarität, Mitgefühl und Respekt sind. Nur manchmal ist der erhobene Zeigefinger etwas zu deutlich.
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