Sie kann dich hören

Freida McFadden
Sie kann dich hören
Aus dem Amerikanischen von Astrid Gravert
Heyne 2024
365 Seiten
ISBN 978-3-453-27466-2
Ich hätte es ahnen können: Spiegelbestseller und 4,5 Sterne bei über 10.000 Bewertungen sind leider kein Qualitätsversprechen. Nun gut – diesmal also eine negative Bewertung.
Millie ist 30, studiert und hält sich mit Putzjobs über Wasser. Ein Job im Penthouse eines Multimilliardärs klingt nach Rettung. Eine Tür darf sie dort nicht öffnen – dahinter lebt angeblich die schwerkranke Ehefrau. Doch die Geräusche aus diesem Raum sprechen eine andere Sprache. Und da Millie Ungerechtigkeit nicht erträgt, überschreitet sie das Verbot.
Soweit der Plot – eigentlich ganz ordentlich. Aber: Kein Klischee bleibt hier ungenutzt. Die High Society ist arrogant, überheblich, egoistisch und rücksichtslos. Der einzige „Gute“ aus besseren Kreisen ist liebenswert, aber ein klassisches Weichei. Die Helden sind arm, moralisch einwandfrei und opfern sich selbst bis zur Selbstaufgabe. Die einzige Figur, die aus dem Schema fällt, muss leider sterben.
Besonders ermüdend sind die immer gleichen Gedankenschleifen rund um Millies Beziehung: Sie muss reden. Sie kann nicht reden. Sie denkt darüber nach, zu reden. Absatzlang, immer wieder aufs Neue. Denn bisher konnte – oder wollte – sie ihrem Freund ihre dunkle Vergangenheit aus Angst vor seiner Reaktion nicht beichten.
Und dann die Unglaubwürdigkeiten: Offenbar weiß die Polizei in diesem Universum nicht, dass man SMS rekonstruieren kann. Der Epilog erklärt zwar einiges – logisch wird es dadurch oft nicht. Der größte Patzer aber ist der Prolog, der am Ende erneut auftaucht, allerdings in einer abweichenden Version. Als hätte niemand mehr nachgesehen, was am Anfang eigentlich stand.
Unterm Strich: leicht zu lesen, simpel gestrickt. Und wer das Gehirn in den Flugmodus versetzt, könnte sogar ganz ordentlich unterhalten werden.


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