Die Nachricht

Cover Die Nachricht von Doris Knecht

Doris Knecht
Die Nachricht
dtv 2021
254 Seiten
ISBN 978-3-446-27103-6

Ruth ist seit einigen Jahren Witwe und lebt nun mit ihrem minderjährigen Sohn allein in dem Haus auf dem Land, das ihr Mann Ludwig für die Familie gebaut hat. Völlig überraschend erhält sie plötzlich anonym beleidigende und hasserfüllte Nachrichten – und nicht nur sie, auch ihr Arbeitsumfeld, ihre Bekannten, FreundInnen und die Familie erhalten diese Nachrichten. Obwohl Ruth eine selbstbewusste Frau ist, die sich selbst als Feministin bezeichnet, wird sie mit jeder weiteren Nachricht zusehends verunsicherter und ängstlicher. Dazu trägt auch das Verhalten ihres Umfeldes bei: „… vielleicht seien diese Mails ja eine Reaktion darauf, wie ich lebe.“

Denn seit sie Witwe ist, wird sie teilweise misstrauisch beäugt: Eine Frau allein in einem Haus? Weshalb hat sie nach drei Jahren noch immer keinen Partner? Als sie Simon, einen Psychotherapeuten kennenlernt, wird erst einmal alles besser. ‚Endlich‘ hat Ruth einen Mann an ihrer Seite und gemeinsam mit ihr analysiert er die Nachrichten, die sie erreichen.

„Die Nachricht“ ist nicht nur ein Roman, der vom Stalking erzählt, sondern auch von der alltäglichen Gewalt gegen Frauen in ihren verschiedenen Formen, die oft ganz subtil daherkommen. Der ständig Betrunkene in der Bar, der alle Frauen belästigt, vom Chef aber nur belächelt wird. Das Misstrauen gegenüber einer alleinstehenden, erfolgreichen Frau, die gar keinen Mann will. Frauen, die in irgendeiner Form Opfer werden, die Schuld an ihrer Situation zu geben. Alles auch heute noch der ganz normale Alltag.

Eigentlich ein grandioses Buch zu einem Thema, über das viel mehr gesprochen werden sollte. Aber was mich massiv störte, ist das Ende. Statt in irgendeiner Form Gerechtigkeit zu fordern (und da gäbe es durchaus mehrere Möglichkeiten), ist Ruth einfach froh, als es vorbei ist. Als Feministin? Einfach nichts tun? Damit anderen Frauen genau das Gleiche passiert? Ich kann das nicht verstehen und so hinterließ das Ende dieses Romans bei mir ein ungutes Gefühl.

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