Erhörte Gebete

Truman Capote
Erhörte Gebete
Aus dem Amerikanischen von Heidi Zerning
Goldmann 2010
235 Seiten
ISBN 978-3-442-46906-2
„Erhörte Gebete“ von Truman Capote — ein unvollendeter Roman, der eher wie ein pikantes Gesellschaftsklatsch-Boulevardblatt der High Society anmutet. Da viele Namen unbekannt bleiben (Capote hatte offenbar gute Gründe, manche Personen umzubenennen und zeitlich spielt das Ganze auch jenseits unserer Generation), lädt das Buch geradezu zu einer kleinen Detektivarbeit ein: Wer möchte, kann sich durch das Dickicht der feinen Namen wühlen und die wahren Identitäten der Figuren ausgraben.
Kein Wunder, dass dieser Roman einst für Skandale sorgte — das Treiben der obersten Fünftausend liest sich auch heute noch wie eine wilde Mischung aus Alkohol, Drogen, Sex und einem ordentlichen Schuss menschlicher Abgründe: Überheblichkeit, Intrigen, Lügen – und ja, sogar Mord sind hier keine Randnotizen, sondern Tagesgeschäft.
Wer sich also bestätigt fühlen will in der Annahme, dass Reiche und Berühmte nicht gerade das moralische Vorbild abgeben, wird mit diesem Buch seine Freude haben. Für alle anderen bleibt es eine unterhaltsame, manchmal sogar amüsante, doch keineswegs zarte oder glamouröse Gesellschaftsstudie – vulgär, ordinär und aufschlussreich zugleich. Und nach der Lektüre fragt man sich dann vielleicht doch, ob man mit dieser Gesellschaftsschicht lieber nicht persönlich Bekanntschaft machen möchte.
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