Celeste

Pierdomenico Bortune & Cecilia Bozzoli
Celeste
Seismo 2024
60 Seiten
ISBN 978-3-03777-286-7
Ein Comic über ein fast vergessenes Kapitel Schweizer Geschichte – und das mit erstaunlich viel Herz und Tiefgang.
Léane, eine Schülerin, soll für den Unterricht ihre Großeltern – italienische Einwanderer – zu ihren Erfahrungen befragen. Blöd nur: die sind längst verstorben. Aber da gibt’s ja noch Celeste, die ältere Nachbarin, die ebenfalls aus Italien stammt. Und die hat einiges zu erzählen …
In ihren Erinnerungen nimmt sie Léane (und uns) mit in die 1960er Jahre, als italienische Saisonniers in der Schweiz arbeiten durften – aber ohne ihre Familien. Tausende Kinder wurden deshalb heimlich ins Land gebracht. Auch Celeste war eines dieser „versteckten Kinder“, die in ständiger Angst lebten, entdeckt und abgeschoben zu werden.
Die Geschichte wird in eindrucksvollen Bildern erzählt: Sepia für die Vergangenheit, Schwarz-Weiß für die Gegenwart. Die Zeichnungen sind dynamisch, fast filmisch – und zusammen mit dem klaren Text entsteht eine Erzählung, die gleichzeitig berührt und nachdenklich macht.
Bortune und Bozzoli schaffen es, große Themen wie Migration, Erinnerung und Menschenrechte greifbar zu machen, ohne in Pathos oder Betroffenheitskitsch abzurutschen.
Am Ende gibt’s noch sieben Seiten mit historischen Hintergründen – spannend, informativ und irgendwie nötig, um das alles richtig einordnen zu können.
Und ja: Man merkt dem Buch an, dass da auch ein Stück Sachbuch drinsteckt. Vielleicht liegt’s an der ruhigen, fast dokumentarischen Erzählweise – vielleicht aber auch einfach daran, dass man beim Lesen klüger wird.
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