Blauschmuck
Katharina Winkler
Blauschmuck
Suhrkamp 2016
198 Seiten
ISBN 978-3-518-42510-7
Schön hört sich das Wort ‚Blauschmuck‘ an, der Titel dieses Buches. Nach Zier und Eleganz klingt es, ein Geschenk von Männern an ihre geliebten Frauen. Doch nur Letzteres stimmt: Es ist ein Geschenk, doch ein brutales. Beigebracht mit Schlägen und Tritten, mit Fäusten, Holzscheiten, Metallstangen.
Erzählt wird die Geschichte der jungen Kurdin Filiz, die sich mit elf Jahren in Yunuz verliebt und mit dreizehn das erste Kind von ihm bekommt. Wie fast alle Frauen in dieser Gegend trägt auch sie den Blauschmuck, dunkel zumeist, denn Yunuz schlägt hart und brutal zu. Sie leben bei seiner Mutter, die ihre Schwiegertochter als ihre Sklavin sieht; Filiz‘ Sohn muss seine Oma Mutter nennen. Irgendwann zieht Filiz mit ihren Kindern nach Österreich, wo Yunuz inzwischen gute Geschäfte mit Immobilien macht, seine Frau und Kinder aber wie Gefangene hält, quält und schlägt.
Es ist fast unerträglich zu lesen, welchen Qualen Filiz ausgesetzt ist. Katharina Winkler findet dafür eine knappe Sprache , die aber unglaublich bildhaft ist, so dass auch ohne viele Worte das Grauen und Entsetzen überdeutlich wird. Dass Filiz trotz dieser ganzen Gewalt und Unterdrückung dennoch ihren (Über-)lebenswillen beibehält und sich sogar dagegen auflehnt, ist umso erstaunlicher und bewundernswert. Am schlimmsten empfand ich jedoch, dass es sich hierbei um einen realen Fall handelt, der mit Sicherheit kein Einzelschicksal darstellt. Auch wenn sich das Ganze bereits Ende des letzten Jahrhunderts ereignet hat, heisst es noch lange nicht, dass so etwas nicht mehr passiert. Ein schreckliches, aber notwendiges Buch!!!
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