Das Gemälde
Geraldine Brooks
Das Gemälde
Aus dem Englischen von Judith Schwaab
btb 2023
570 Seiten
ISBN 978-3-442-75997-2
Hinter dem vergleichsweise belanglosen Titel verbirgt sich ein 170 Jahre umspannender Gesellschaftsroman, in dessen Mittelpunkt der berühmte Hengst Lexington steht, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der berühmteste Zuchthengst der USA war. Doch keine Sorge, Pferde sind hier nur ein Thema von vielen.
Drei Zeitebenen umfasst diese Geschichte, die ihren Ausgang in Kentucky 1850 nimmt und über das New York der 1950er Jahre bis ins Washington D.C. der Gegenwart reicht, wo sich die Wissenschaftlerin Jess und der Kunsthistoriker Theo begegnen, die sich unabhängig voneinander mit der Geschichte Lexingtons befassen.
Der zweite Erzählstrang beginnt im Jahr der Geburt des berühmten Hengstes und berichtet über das Leben des Jungen Jarret, der als Sklave auf der Farm lebt wo Lexington auf die Welt kommt und zeit seines Lebens stets mit diesem aussergewöhnlichen Pferd verbunden bleiben wird. Dabei werden anschaulich und durchaus auch drastisch die Lebensbedingungen der SklavInnen in den Südstaaten dargestellt, kurz vor Beginn des Bürgerkrieges.
Durch die sich immer wieder abwechselnden Erzählstränge gelingt es der Autorin deutlich aufzuzeigen, wie die Folgen von Sklaverei und Rassismus die Gesellschaft der USA bis in die Gegenwart prägen.
Auch wenn es recht viele Wechsel der Erzählperspektive gibt, nicht nur der Zeit, auch der Personen, hält sich die Verwirrung bald in Grenzen 😊 Anstrengender empfand ich die Vielzahl der Themen, die die Autorin einbringt. Es geht um Rassismus, Sklaverei, aber auch Wissenschaft, Kunst, Armut, Philosophie – ein bisschen viel um allem gerecht zu werden. Etwas weniger wäre vermutlich mehr gewesen, meiner Meinung nach. Dennoch: Ein interessanter Schmöker mit einem Ende, das mir im wahrsten Sinne des Wortes den Atem verschlug. Und dennoch nah an der Realität befürchte ich.
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