Die Erfindung des Abschieds
Friedrich Ani
Die Erfindung des Abschieds
Knaur 2001
463 Seiten
ISBN 978-3-426-51174-9
Wenn ein Kind verschwindet, sind nicht nur die Eltern in höchster Alarmbereitschaft. So ist es auch bei dem neunjährigen Raphael, der nach dem Tod seines geliebten Grossvaters frühmorgens die Wohnung seiner Mutter verlässt und nicht mehr aufzufinden ist. Obwohl die Polizei sofort reagiert, die Medien sein Bild bringen, zeigen alle Massnahmen keinen Erfolg. Tabor Süden, der heimliche Star der Vermisstenstelle (und gleichzeitig der Unbeliebteste bei vielen KollegInnen), wird aus seinem Rückzugsort in die selbst gewählte Einsamkeit geholt und tatsächlich gelingt es ihm, jemanden zum Sprechen zu bringen. Doch der scheinbare Erfolg ist nur von kurzer Dauer.
Was für eine Ansammlung von einsamen Seelen in diesem Buch. Voran natürlich der kleine Raphael, dessen einziger Vertrauter nun gestorben ist. Seine Mutter, die von Raphaels Vater verlassen und immer noch von ihm geschlagen wird. Einige KollegInnen der Vermisstenstelle, insbesondere Tabor Süden der durch seinen Rückzug in den Wald versuchte, mit dem Tod einer Frau fertig zu werden, die er zu retten versucht hatte. Fast jeder hat mit mehr oder weniger grösseren Dämonen zu kämpfen, wobei Einige verlieren.
Friedrich Ani beschreibt diese Kämpfe so intensiv, dass man mit den Betroffenen fühlt und genau zu wissen meint, was mit ihnen los ist.
„Paul Weber sah sich selbst als Einsamkeitsspezialisten, und wenn er es sich genau überlegte, dann war er das bereits gewesen, als Elfriede noch lebte und jede Stunde mit ihr ein Glück gewesen war und ihre gemeinsamen Stunden Girlanden der Zeit.“
Seite 145
Und fast beiläufig kommen Themen wie Kindesmisshandlung sowie Gewalt in der Ehe zur Sprache. Obwohl das Buch bereits 2001 erschienen ist, ist es noch immer ein höchst aktueller Roman!
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