Der Sommer, als ich fliegen lernte

Jasminka Petrović
Der Sommer, als ich fliegen lernte
Aus dem Serbischen von Marie Alpermann
Tulipan Verlag 2023
191 Seiten
ISBN 978-3-86429-561-4
Oh weh, Sommerferien! Aber nicht etwa mit Sonne, Strand und WLAN, sondern mit der Oma – und das auch noch auf einer kroatischen Insel ohne Internet, mit Mücken (Horden davon!), alten Leuten und null Aussicht auf Spaß. So zumindest startet die 13-jährige Sofija aus Belgrad in diesen Sommer – wenig begeistert, sehr schnoddrig, und mit einer ordentlichen Portion pubertärer Weltschmerz.
Jede Nacht schreibt sie Tagebuch, und genau dieser Ton – leicht überspannt, dramatisch, humorvoll – trifft den Kern ihrer Gefühlswelt ziemlich gut. Wenn sie sich über ihren Sonnenbrand beklagt, klingt das nach einer Mischung aus Notaufnahme und Shakespeare-Tragödie („Verbrennungen vierten Grades – mindestens!“). Und wenn sie ihre Oma ankeift, blitzt darunter doch immer wieder die Unsicherheit und Sensibilität durch, die man mit 13 halt so mit sich rumschleppt.
Langweilig bleibt es natürlich nicht lange: Es gibt neue Freunde, das erste Verliebtsein (Hach!), und gleichzeitig auch ernstere Themen, die sich wie Nebengeräusche in den Sommer schleichen – Spuren des Jugoslawienkriegs, familiäre Spannungen, Geldsorgen. Und ja, ein schwerer Verlust bleibt auch nicht aus.
Vielleicht zieht sich die Geschichte hier und da ein bisschen, aber – mal ehrlich – das passt irgendwie. Wer mit seiner Oma auf eine einsame Insel geschickt wird, erwartet ja wohl kaum einen Thriller mit Tempo 300. Dafür gibt’s ein feines Gespür für die Zwischentöne des Erwachsenwerdens, und eine Protagonistin, die man trotz (oder gerade wegen) ihrer Übertreibungen einfach gern hat.
Fazit: Ein schönes Jugendbuch für Leserinnen (und vielleicht auch Leser?) zwischen ca. 11 und 13 Jahren. Ältere dürften sich eher mit Sofijas erster Urlaubsstimmung identifizieren – also: gähn. Aber für die passende Altersgruppe ist es definitiv lesenswert.
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