Ein Ort für immer

Graham Norton
Ein Ort für immer
Aus dem Englischen von Silke Jellinghaus
Kindler 2024
379 Seiten
ISBN 978-3-463-00048-0
Carol Crottie, noch keine 50, verliert ihr Zuhause. Genauer gesagt: das Haus ihres langjährigen Lebensgefährten Declan, mit dem sie fast zehn Jahre zusammenlebte – die letzten beiden als seine Pflegerin. Doch dann schritten seine Kinder ein: Sie brachten ihren Vater ohne Carols Wissen in ein Pflegeheim und leiteten den Verkauf des Hauses ein. Und da sie eine umfassende Vollmacht besitzen und Carol „nur“ die Partnerin ohne Trauschein ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auszuziehen.
Also kehrt sie – zähneknirschend – ins Elternhaus zurück. Ihre Eltern waren noch nie Fans von Declan, doch wie seine Kinder mit Carol umgehen, empört sie so sehr, dass sie kurzerhand beschließen: Wir kaufen das Haus für Carol zurück. Klingt erstmal wie ein Happy End. Aber natürlich wird damit alles eher komplizierter – denn das Haus hat buchstäblich eine Leiche im Keller.
Carol steht im Zentrum der Geschichte, doch auch das „Personal“ drumherum wird liebevoll, facettenreich und zum Teil köstlich schrullig gezeichnet. Was bei einem weniger talentierten Autor schnell in Klischees abrutschen könnte – geldgierige Kinder, bemühte Eltern, passive Protagonistin – bekommt hier Tiefe und Nuancen. Niemand ist einfach nur gut oder böse, und gerade das macht die Figuren so glaubwürdig. Selbst Carols Eltern, die anfangs nerven wie ein tropfender Wasserhahn, wachsen einem bald ans Herz. Und Carol selbst? Die möchte man gelegentlich kräftig schütteln und ihr zurufen: „Mach endlich mal, was DU willst!“
Trotz des ernsten Themas – Demenz, Verlust, Verdrängung – ist der Ton überraschend leicht. Es gibt Humor, feine Ironie und großartige Dialoge, vor allem zwischen Carol und ihrer Mutter. Dazu ein angenehmer Schuss Überzeichnung, der das Ganze herrlich unterhaltsam macht.
Ein rundum schöner Roman mit Herz, Witz und leisen Tönen. 😊
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