ihr königreich

Cover Ihr Königreich von Jo Nesbø

Jo Nesbø
ihr königreich
Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob
Ullstein 2020
586 Seiten
ISBN 978-3-550-05074-9

Harry Hole ist zwar nicht zurück, aber Roy Opgard ist meiner Meinung nach ein würdiger Stellvertreter 😉 Zwar handelt es sich bei diesem Buch eher um eine Familiengeschichte (wenn auch mit mörderischem Hintergrund), aber die Ähnlichkeiten des Protagonisten mit Harry Hole sind unverkennbar. Beide haben es nicht so mit Menschen; überflüssiges Gerede ist nicht ihr Ding; Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Fairness und beständige Schuldgefühle bestimmen ihr Leben.

Die Brüder Roy und Carl leben mit ihren Eltern außerhalb der kleinen Stadt Os auf einem Hof in den Bergen Norwegens. Kurz vor Roys 18. Geburtstag (Carl ist ein Jahr jünger) stürzen ihre Eltern mit dem Wagen einen Abgrund hinab und sind sofort tot. Die Brüder geben sich gegenseitig Halt und bleiben auf dem Hof, während Roy eine Ausbildung zum Automechaniker macht und Carl die Schule beendet. Er verlässt Norwegen, um in den USA zu studieren und kehrt nach 15 Jahren unerwartet mit seiner Ehefrau zurück mit einem großen Plan im Gepäck, der ganz Os vermögend machen soll.

Roy ist der Ich-Erzähler der Geschichte und von ihm erfahren wir in verschiedenen Rückblicken, was sich in seiner Jugend und nach Carls Rückkehr ereignet. Obwohl die Beiden wenig gemeinsam haben, liebt Roy seinen ‚kleinen‘ Bruder über alles und stellt sich stets schützend vor ihn, früher wie heute. Dies ist auch zwingend nötig, denn Carl ist nicht nur der fröhliche, optimistische, offenherzige Junge von damals, sondern bringt sich durch sein impulsives verantwortungsloses Handeln immer wieder in schier ausweglose Situationen. Doch Roys Liebe zu ihm siegt – oder ist es sein Schuldgefühl?

Wer darauf hofft, ähnlich brutale und in gewisser Weise abgedrehte Szenen wie in den letzten Harry Hole-Büchern lesen zu können, wird enttäuscht werden, denn dieser Kriminalroman ist eher bodenständig – so wie die Menschen um die es hier geht. Aber auch wenn das Nervenzerreissende dieser Reihe fehlt und die Wendungen nicht ganz so spektakulär sind – spannend und überraschend ist die Geschichte allemal. Zwar kann man ahnen, wie Alles enden wird, da man als Jo Nesbø-Fan natürlich weiß, dass seine ‚Helden‘ nicht die Fähigkeit zum Glücklichsein haben – aber ist das nicht auch der Grund, weshalb man sie liebt 🤭? Mir hat dieses Buch gefallen, sehr sogar! Und bin so froh, dass Macbeth ein Ausrutscher war 😉

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