Junge Frau mit Katze

Daniela Dröscher
Junge Frau mit Katze
Kiepenheuer & Witsch 2025
312 Seiten
ISBN 978-3-462-00761-9
Schon in Lügen über meine Mutter erzählte Daniela Dröscher von einem Körper – dem der Mutter. In Junge Frau mit Katze steht nun der Körper der Tochter im Mittelpunkt.
Die Erzählerin Ela lebt in Berlin, arbeitet an einem Uni-Projekt und steht kurz vor ihrer mündlichen Promotionsprüfung. Doch Prüfungsstress, Selbstzweifel und eine komplizierte Liebesgeschichte bringen sie körperlich aus dem Gleichgewicht: Halsschmerzen, Herzklopfen, Ausschlag, Allergien – ihr Körper rebelliert, während sie von Arzt zu Arzt läuft, auf der Suche nach einer Erklärung.
Bald verschwimmen Grenzen zwischen Psyche und Physis, Diagnose und Deutung. Dröscher schildert diese Odyssee mit feiner Ironie, sodass man trotz aller Selbstbespiegelung gern bei Ela bleibt. Ihr Leiden wird zur Bühne größerer Fragen: Wie normiert unsere Gesellschaft Körper? Was gilt als „gesund“, was als „krank“ – und wer entscheidet das? Wie reagiert das medizinische System auf weibliche Körper, oft bevormundend oder herablassend?
Dröscher verknüpft diese Themen mit literarischen Bezügen – etwa zu Virginia Woolf, Susan Sontag oder Siri Hustvedt – und zeigt, wie Krankheit, Identität und Sprache miteinander verwoben sind.
Am Ende steht nicht nur eine medizinische, sondern auch eine seelische Erkenntnis: Die junge Frau begreift ihr Leiden als Signal, sich selbst neu zu entwerfen – als Künstlerin, als Autorin, als eigenständige Person. So wird Junge Frau mit Katze zugleich ein Roman über Krankheit und Heilung, über Selbstermächtigung und die Kunst, im Chaos des Körpers sich selbst zu finden.


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