Neujahr
Henning und Theresa sind ein modernes, gleichberechtigtes Ehepaar, die beide halbtags arbeiten um sich in gleichem Maße um ihre Kinder kümmern zu können. Doch Henning fühlt sich zunehmends überfordert und leidet immer öfter unter Panikattacken, ohne einen konkreten Grund zu wissen. Während eines zweiwöchigen Urlaubes über Weihnachten und den Jahreswechsel auf Lanzarote startet Henning zu einer Fahrradtour, was für ihn eigentlich stets eine Entspannung ist. Doch dieses Mal, ohne richtige Ausrüstung, wird das Erklimmen eines Berges zur Qual: nicht nur körperlich, auch psychisch sieht er sich all seinen Ängsten und Überforderungen ausgesetzt. In diesem ersten Teil setzt Juli Zeh die Identitätskrise des modernen Mannes in den Fokus, die durch den gesellschaftlichen Wandel entsteht, mit Henning als dessen Vertreter, der den Abbau traditioneller Rollenklischees und den Verlust von Privilegien akzeptiert, ja sogar unterstützt, was ihn jedoch zu einer tragischen Figur macht.
Auf dem Gipfel angekommen, beginnt der zweite Teil des Romans, der Blick auf Hennings verdrängte Kindheitserlebnisse auf Lanzarote. Die Handlung entwickelt sich fast schon zu einem fesselnden Thriller, in dem deutlich wird, wie sehr dieses Geschehene sein heutiges Leben noch beeinflusst.
Von Beginn an wird das Ganze in einem Ton erzählt, der durchweg unterschwellig eine latente Bedrohung vermittelt. Stets hatte ich das Gefühl, gleich kommt es zur Katastrophe – was letztendlich auch geschieht, wenn auch völlig anders als gedacht. Die knapp 200 Seiten waren in einem Rutsch durchgelesen.
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