Das späte Leben
Bernhard Schlink
Das späte Leben
Diogenes 2023
240 Seiten
ISBN 978-3-257-07271-6
Martin, 76 Jahre, erhält die erschütternde Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs mit der Aussicht, noch maximal ein halbes Jahr leben zu können, davon die Hälfte schmerzfrei. Er reagiert, wie er es sein ganzes Leben gemacht hat: langsam, besonnen, rational. Sein Denken konzentriert sich auf seine wesentlich jüngere Frau Ulla und seinen sechsjährigen Sohn David – was will er ihnen hinterlassen, insbesondere seinem Sohn?
Ulla schlägt vor, dass Martin für David einen Film drehen soll mit den Dingen, die er ihm sagen möchte. Doch Martin schreibt lieber einen Brief: nüchtern, mit vielen guten Ratschlägen, doch ohne dass seine Liebe für David und Ulla deutlich wird. Durch Martins rationale Herangehensweise bleibt die Geschichte frei von Kitsch und konzentriert sich auf das Wesentliche, ohne sich in medizinischen Details oder familiären Dramen zu verlieren.
Schlink greift dabei das Thema auf, das Michel de Montaigne in seinem ersten Essay bearbeitet: Philosophieren heißt sterben lernen. Ähnlich wie Montaigne, der im Angesicht des Todes das Leben besser zu verstehen suchte, führt Schlink uns Lesende an die Frage heran, was der Tod über das Leben lehrt.
„Das späte Leben“ ist ein sehr nachdenkliches Werk, das einen selbst anregt, über die Bedeutung des Lebens und die unausweichliche Realität des Todes nachzudenken. Schlink zeigt, dass das Bewusstsein über das eigene Leben die wichtigste Erkenntnis ist, die wir aus der Auseinandersetzung mit dem Tod gewinnen können.
Neueste Kommentare