Die Aosawa-Morde

Riku Onda
Die Aosawa-Morde
Aus dem Japanischen von Nora Bartels
Atrium 2022
367 Seiten
ISBN 978-3-85535-127-5
Bei einem rauschenden Fest werden 17 Menschen durch vergiftete Getränke getötet, eine ganze Familie; die einzige Überlebende ist die blinde Tochter Hisako. Erst der Abschiedsbrief eines Selbstmörders offenbart, dass er die Tat begangen hat. Doch weshalb und warum bleibt unklar.
Viele Jahre später versucht eine den Lesenden zunächst unbekannte Person, Licht in das Dunkel dieses Verbrechens zu bringen. Denn schon damals gab es eine Reihe von Menschen, die Zweifel an der Schuld des Selbstmörders hatten – doch Beweise fehlten.
Die meisten Kapitel sind jeweils einem Gespräch mit einer Person gewidmet, die in irgendeiner Weise mit dem Verbrechen in Berührung kamen – allerdings gibt es nur die Antworten zu lesen. Wer die Fragen stellt, bleibt bis kurz vor dem Ende offen, was zunächst etwas irritieren mag. Doch spätestens nach dem ersten Kapitel hat man sich daran gewöhnt; stattdessen ist es fast, als ob die Interviewten mit den Lesenden selbst reden.
Obwohl gleich zu Beginn deutlich wird, wer verdächtig zu sein scheint, revidiert sich dieses Bild in den folgenden Kapiteln immer wieder. Je weiter man liest, desto neue Perspektiven ergeben sich und was ‚eigentlich‘ völlig klar zu sein schien, sieht man plötzlich in einem völlig neuen Licht.
Es ist ein ungewöhnlicher Kriminalroman, der sich aus unterschiedlichen Textformen zusammensetzt: Interviews/Gespräche, Zeitungsausschnitte, Protokolle u.a. und zuletzt zwar Manches klärt, aber auch Manches in der Schwebe lässt, sodass man am Ende seine eigenen Schlüsse ziehen kann.
Krimibestenliste April, Mai sowie Juni 2022
Neueste Kommentare