Die Knochenleser
Jacob Ross
Die Knochenleser
Aus dem karibischen Englisch von Karin Diemerling
Suhrkamp 2022
374 Seiten
ISBN 978-3-518-47236-1
Ein ungewohnter Schauplatz: Jacob Ross‘ Kriminalroman „Die Knochenleser“ entführt die Lesenden auf die fiktive Karibik-Insel Camoha, die stark an Grenada erinnert. Der Autor, selbst auf den Kleinen Antillen aufgewachsen, zeichnet ein glaubhaftes Bild einer Welt geprägt von Korruption, politischen Verstrickungen und Gewalt gegen Frauen. Inmitten dieser düsteren Realität steht Michael Digson, genannt Digger, ein junger Mann ohne Perspektiven wie so viele auf der Insel.
Bei einem Polizeieinsatz, bei dem er der Hauptzeuge ist, gerät er ins Visier des Polizisten Chilman, der Diggers Potenzial erkennt und ihn in eine neue Polizeieinheit holt. Kurz vor Ende der Ausbildung von Digger geht Chilman in Ruhestand, doch er hinterlässt einen ungelösten Fall. Das unaufgeklärte Verschwinden des Teenagers Nathan wird wider Erwarten der Beginn einer umfangreichen Untersuchung und die Ermittelnden stoßen auf immer mehr Geheimnisse und Verdächtige.
Hauptfiguren sind Digger und Miss Stanislaus, die als Externe zur Einheit kommt. Insbesondere ihre Figur ist witzig und leicht überzogen, was aber zu einer besonderen Lockerheit in der Geschichte führt und im wahrsten Sinne des Wortes Farbe ins Spiel bringt.
Ross‘ tiefes Verständnis für die Kleinen Antillen spiegelt sich wider in einer kenntnisreichen Darstellung der dortigen Lebens- und Gewaltverhältnisse, wobei der eigentliche Fokus auf der Darstellung von Frauenverachtung und häuslicher Gewalt liegt, die traurige Realitäten sind. Die authentische Darstellung der verschiedenen karibisch-englischen Dialekte und Sprechweisen wurden von Karin Diemerling kreativ und kongenial übersetzt, etwa durch die Erfindung des Begriffs „Verrensich“ für „Forensik“.
Richtig spannend, toll zu lesen und das Beste: Es gibt bereits einen zweiten Band 😉
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