Geordnete Verhältnisse
Lana Lux
Geordnete Verhältnisse
Hanser 2024
287 Seiten
ISBN 978-3-446-27955-1
„Geordnete Verhältnisse“ sind vielleicht der Wunsch der ProtagonistInnen in diesem Buch, doch weiter als die Beiden kann man wohl kaum davon entfernt sein.
Philipp und Faina sind praktisch schon immer eng befreundet gewesen, besser: In der Grundschule hatte Philipp beschlossen, Faina zu seiner besten Freundin zu machen. Und so geschah es. Er lehrte sie, die mit ihren Eltern aus der Ukraine kam, fehlerfreies Deutsch, teilte seine Spielsachen, seine Zeit, sein Leben mit ihr. Und Faina wusste dies zu schätzen und wurde seine beste Freundin. Irgendwann verließ sie ihn, doch einige Jahre später steht sie vor seiner Tür und bittet ihn um Hilfe: kein Job, Studium geschmissen, schwanger. Philipp, der finanziell unabhängig ist, nimmt sie bei sich auf und seinem Glück scheint nichts mehr im Wege zu stehen …
Zwei Menschen, die bereits als Kinder Aussenseiter waren und sich gegenseitig Halt geben – eigentlich der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Und so wie Philipp im ersten Teil erzählt, scheint es sich auch in diese Richtung zu entwickeln. Doch Faina ist unstet, manchmal unberechenbar und plötzlich hat sie ihn verlassen. Obwohl Philipp auch jede Menge Macken besitzt, fühlte ich mit ihm, seine großen Gefühle für Faina, sein Aussenseitertum, aber auch seine Reflexionsfähigkeit.
Im zweiten Teil, der von Faina erzählt wird, stellt sich Vieles plötzlich anders dar und nicht unbedingt zu Philipps Vorteil. Es zeichnet sich ab, dass Faina die Unterlegene in dieser Beziehung ist, nicht nur in materiellem Sinn, und Philipp dies sehr genau weiss.
Im letzten Teil kommen Beide zu Wort: Sie sind nach Berlin gezogen, Fainas früheren Wohnort, um Fainas Kind gemeinsam aufzuziehen. Doch es läuft nicht so wie von Philipp geplant: Der Stress mit Kind ist immens; Faina versucht an sich zu arbeiten, durchaus mit Erfolg für ihre Persönlichkeit, doch zum Nachteil ihrer Beziehung, wie er meint. Und ja, sie verlässt ihn und die Geschichte könnte damit zu Ende sein. Aber es kommt ein Schluss, der gerade mal zwei Seiten umfasst und wie ein Paukenschlag daherkommt.
Mir geht er noch immer im Kopf herum und ich frage mich: Hätte es nicht verhindert werden können? Hätte Faina nicht früher reagieren können? Wie sensibilisiert man Menschen für Anzeichen einer solchen Gefahr? Wie die Gesellschaft? Wie kann man dem vorbeugen?
Auch wenn das Buch leicht lesbar und unterhaltsam daher kommt, ist es ein ziemlicher Brocken, der da zu verdauen ist. Fragen über Fragen und keine Antworten.
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