Muna
Terézia Mora
Muna oder Die Hälfte des Lebens
Luchterhand 2023
441 Seiten
ISBN 978-3-63087496-8
Zufälligerweise habe ich vor „Muna“ das neue Buch von Lana Lux gelesen, in dem es ebenfalls um eine ‚Liebe‘ geht, die von Missbrauch und Gewalt geprägt ist. Dort kommt man beiden Personen nahe, während hier Muna die alleinige Erzählerin ist. Nicht dass ich die Sicht ihrer großen Liebe Magnus vermisst hätte, aber während ich bei Lana Lux nachvollziehen konnte, wieso was geschah, hatte ich bei Muna so meine Schwierigkeiten.
Als junges Mädchen lernt sie Magnus kennen, für sie die Liebe auf den ersten Blick, die mehr als 20 Jahre ihres Lebens bestimmen wird. Obwohl Magnus schon zu Beginn deutlich zeigt, dass er nur wenig Interesse an Muna hat (wenn überhaupt), ist sie davon überzeugt, dass sie zusammengehören. Als er nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht spurlos verschwindet, bricht für sie eine Welt zusammen. Die Jahre vergehen, Muna studiert, geht nach Wien, ist anerkannt, aber als sie nach Jahren Magnus wieder trifft, ist sie bereit für ihn alles hinter sich zu lassen. Obwohl auch jetzt sein Interesse an ihr nicht allzu groß zu sein scheint, ergreift sie die Initiative – denn es kann ja nur Schüchternheit von seiner Seite sein. Und nun nimmt das Unheil seinen Lauf …
Es ist ein wirklich gut geschriebenes Buch, aber dennoch hadere ich etwas damit. Auch wenn der familiäre Hintergrund von Muna ziemlich schwierig ist (Vater früh gestorben, Mutter Alkoholikerin) kann ich es nicht nachvollziehen, wie eine derart intelligente, gutaussehende junge Frau so die Realität ausblendet. Magnus Gleichgültigkeit ihr gegenüber von Anfang an als Schüchternheit zu interpretieren, ihr eigenes Verhalten so wenig in Frage zu stellen und gleichzeitig seine Sachen zu durchstöbern, ihn zu kontrollieren, Eifersuchtsszenen zu liefern. Dazu ihr überaus mangelndes Selbstvertrauen in jeder Hinsicht, ihre Selbstzweifel – woher kommen diese Besessenheit und gleichzeitig ihr viel zu kleines Ego? Dass Magnus durch den Missbrauch seiner Eltern nur noch frei sein will und jede Form der Einengung buchstäblich hasst, ist verständlich, wenn auch die Art wie er seine Aggressionen auslebt, absolut nicht tolerierbar sind. Beide sind Fälle für die Psychiatrie, die nie hätten aufeinander treffen dürfen.
Das Ende ist für Muna ein Glück, denn vermutlich hätte sie auch ihre aktuelle Existenz für die Liebe ihres Lebens ruiniert.
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