James
Percival Everett
James
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Hanser 2024
332 Seiten
ISBN 978-3-446-27948-3
Puh, mit der vergleichsweise leichten Lektüre von Huckleberry Finn hat dieses Buch nun aber wirklich gar nichts zu tun, sieht man von den jeweiligen Hauptfiguren ab. Erzählt wird diese Geschichte aus der Sicht Jims, die im Großen und Ganzen mit der Mark Twains „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ übereinstimmt. Huck und Jim sind beide auf der Flucht und freunden sich an. Unterwegs geraten sie an Betrüger, kommen mehrfach in Gefahr, werden getrennt und finden wieder zusammen.
Doch die Art des Erzählens könnte unterschiedlicher nicht sein. Beispielsweise dient der Slang von Jim und den anderen Schwarzen, der bei Twain als die ’normale‘ Sprache der SklavInnen dargestellt wird, hier lediglich der Tarnung, damit die Weißen weiterhin glauben, sie seien die Klugen. So muss diese Sprache den Kindern erst mühsam beigebracht werden. Weniger amüsant sind die vermutlich realistischen, brutalen ‚Behandlungen‘, die zum Alltag der SklavInnen gehören: Schläge, Vergewaltigung, Auspeitschen. Nicht zu vergessen unter welchen Bedingungen die Menschen leben und arbeiten müssen – und das Alles mit einer Versorgung, die praktisch nicht zum Sattwerden reicht.
Während bei Mark Twain die Geschichte von Huck als Abenteuer dahergekommt, ist sie bei Percival Everett ein einziger Überlebenskampf – voller Gewalt, Grausamkeit, Brutalität. Hier gibt es keine idyllischen Passagen wie bei Twain; stattdessen ist es ein ständiger Kampf: gegen die Sklaverei, für die Freiheit.
Eine wirklich gelungene ‚Neuinterpretation‘ der Huckleberry-Finn-Geschichte!
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