Koller
Annika Büsing
Koller
Steidl 2023
174 Seiten
ISBN 978-3-96999-196-1
In „Koller“ erzählt Annika Büsing die Geschichte von Chris und Koller, die sich zufällig im Park kennenlernen und eine Nacht miteinander verbringen. Ihre Beziehung entwickelt sich schnell, und gemeinsam machen sie sich auf einen Roadtrip zur Ostsee, dessen Route jedoch anders als geplant abläuft. Büsing erzählt die Geschichte nicht chronologisch, sondern setzt sie wie ein Puzzle Stück für Stück zusammen, was einem beim Lesen dazu zwingt, aufmerksam zu bleiben.
Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern es geht auch um unser Umgehen mit der Schöpfung, dem Klimawandel und der Natur, was der Aufbau des Buches verrät. Denn der Roman ist formal in sieben Tage bzw. Kapitel unterteilt und endet mit den Worten „Und siehe, es ist alles sehr gut“ – die Verbindung zur biblischen Schöpfungsgeschichte.
Die Protagonisten mit ihrem komplexen Innenleben sind gut ausgearbeitet: Koller lebt intuitiv und akzeptiert Menschen, wie sie sind, während Chris eher verschlossen und reflektiert ist, fast schon autistische Züge zeigt. Büsing zeigt in ihrem Roman die Freiheit des Seins und die Vielschichtigkeit der Figuren, ohne sie in Schubladen zu stecken.
Womit ich allerdings etwas meine Schwierigkeiten hatte, sind die insbesondere zu Beginn auffallenden schrägen Gedanken und Aussagen von Chris:
„Ich habe Häuser gesehen, die von Menschen gebaut wurden, und Hunde, die von Menschen dressiert wurden, und Autos, die von Menschen vollgetankt wurden. Und ich blicke diese Dinge an, eins nach dem anderen, und ich lasse sie zerplatzen. Und dann sagen sie: Wie kann man nur so streng sein! Ich bin wie Gott, nur umgekehrt. Ich negiere die Schöpfung. Nichts davon ist gut.“
Ich war schon geneigt das Buch wieder zuzuschlagen, aber mit zunehmender Seitenzahl machte das Lesen mehr Freude – vielleicht hatte ich mich auch einfach nur an seinen Denkstil gewöhnt 😊
Insgesamt ist „Koller“ ein unterhaltsamer Roadtrip mit großen Fragen, humorvollen Elementen und einem überraschenden, offenen Ende. Ein gelungener Roman, der mich neugierig auf weitere Werke von Annika Büsing macht.
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