Davenport 160 x 90

Cover Davenport von Sybille Ruge

Sybille Ruge
Davenport 160 x 90
Suhrkamp 2022
262 Seiten
ISBN 978-3-518-47243-9

Sybille Ruges Debütroman präsentiert eine Hauptfigur, die hervorsticht aus dem ErmittlerInneneinerlei: Sonja Slanski, Privatdetektivin, die in Frankfurt ein Inkassounternehmen meist jenseits der Legalität betreibt. Slanski glaubt an nichts, ihr Motto lautet „Konsequenz schafft Klarheit“, vor Gefühlsduseligkeit im Privaten wie auch bei Geschäftlichem schützt sie ihr verbaler Panzer. Ihre Sprache ist aggressiv, sie teilt Sätze wie Schläge aus und praktisch jeder trifft. Sie will Geld verdienen, viel, schnell und ohne Mühe, verabscheut aber die Turbokapitalisten, mit denen sie zwangsläufig zu tun hat: „Je größer die Schweinereien, desto mehr Charity.“ oder über WirtschaftsanwältInnen: „Diese Leute präsentieren ihren Gerechtigkeitssinn, unter dem gut getarnte Raffgier brütet.“

Als Luna, eine geheimnisvolle Künstlerin, die sich als Freundin von Slanskis verstorbener Mutter vorstellt, ermordet wird, gerät ihr Leben in Chaos. Entschlossen, Lunas Mörder zu finden und den Auftrag einer Klientin zu erledigen, deren Geld von einer korrupten Anwaltskanzlei wieder zu beschaffen, begibt sich Slanski auf eine Reise durch die Kunstszene und das Rotlichtviertel.

„Davenport 160×90“ kritisiert die kapitalistische Gesellschaft und taucht in die bizarren Mechanismen der Kunstwelt und die Kultur des Konsumismus ein. Die Geschichte entwickelt sich in einem rasanten Tempo, jeder Satz ein Hieb, eine Verhöhnung, ein Spott – mir wurde das zeitweise zuviel und gegen Ende des Buches stellte ich fest, dass ich den Text mehr überflog als konzentriert gelesen habe. Dennoch: ein eindrucksvolles Debüt. Ich bin gespannt auf weitere Bücher von Frau Ruge.

Krimibestenliste Juni, Juli und August 2022

Deutscher Krimipreis 2022 3. Platz national

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