Der Brand
Daniela Krien
Der Brand
Diogenes 2021
272 Seiten
ISBN 978-3-257-07048-4
Ein Wanderurlaub in den Alpen war geplant, alles bereits akribisch vorbereitet, als drei Tage vor der Abreise die Nachricht kommt, dass das gebuchte Urlaubsdomizil abgebrannt ist. Da scheint es wie ein Wink des Schicksals, als Rahel und Peter von einer älteren Freundin gebeten werden, ihren Bauernhof wie auch die Tiere dort in der Uckermark zu hüten.
Drei Wochen verbringen die Beiden in dieser abgelegenen Gegend und immer deutlicher tritt ihre Verschiedenheit zutage, die zu Beginn ihrer Beziehung sicherlich einen Großteil der gegenseitigen Attraktivität ausmachte. Doch nach fast 30 Jahren scheint sich dies in Gleichgültigkeit verwandelt zu haben: hier die aktive, selbstbestimmte, dominante Rahel, dort der introvertierte, sensible Bücherliebhaber und Denker Peter, der sich immer mehr von Rahel und in die innere Emigration zurückzieht.
Daniela Kriens scheinbar so schlicht wirkende, fast schon nüchterne Sprache macht mit jedem Wort überdeutlich, was in den Figuren vorgeht, insbesondere in Rahel: Wie sich die Wahrnehmung des Körpers und der Gefühle im Lauf der Jahre verändern; was es heißt, sich nicht damit abzufinden, „vollkommen entbehrlich zu sein“, das alles ist sehr eindringlich beschrieben.
Doch es bleibt nicht bei einer ausschließlichen Beziehungsanalyse. Geschickt werden die privaten Krisen von Rahel und Peter mit ganz aktuellen Themen verbunden wie der Gender-Debatte, Jung gegen Alt, gesellschaftliche Entfremdung, Ost-West-Konflikt.
Auch wenn es kein richtiges ‚Happy-End‘ gibt, vermittelt das Buch dennoch die Hoffnung, dass man wieder zusammenfinden kann, wenn beide Seiten es aufrichtig wollen, auch wenn es alles andere als einfach ist. Und in diesen Zeiten ist das nicht gerade das Schlechteste.
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