Ein französischer Sommer
Francesca Reece
Ein französischer Sommer
Aus dem Englischen von Juliane Gräbener-Müller und Tobias Schnettler
S. Fischer 2022
447 Seiten
ISBN 978-3-10-397068-5
Die 24jährige Britin Leah ist nach Abschluss ihres Studiums in Paris dort hängen geblieben und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Als sie auf eine seltsame Stellenanzeige stößt, bewirbt sie sich spontan und wird Michaels Assistentin, einem berühmten britischen Schriftsteller mit Schreibblockade und einer zerbrochenen Ehe. Er lädt Leah ein, den Sommer mit ihm, seiner Familie und Freunden in Südfrankreich zu verbringen, wo ihre Hauptaufgabe darin besteht, Michaels Tagebücher aus den späten 60er-Jahren zu ordnen und abzutippen. Was sie nicht weiß: Sie hat die Stelle bekommen, weil sie seiner Jugendliebe Astrid bis aufs Haar gleicht.
Die Geschichte wird abwechselnd von den beiden Hauptfiguren Leah und Michael erzählt, wobei Michael immer wieder die Geschehnisse aus den 60ern berichtet. Der Stil von Beiden ist praktisch identisch, was bei dem Altersunterschied nicht glaubwürdig ist. Auch wenn Leah ein Literaturstudium absolviert hat – ebenso sprachgewandt zu sein wie ein ca. 70jähriger Schriftsteller ist unwahrscheinlich.
Michael ist der Unsympath schlechthin: egozentrisch, egoistisch, besitzergreifend. Doch während dies aus Leahs Erzählen klar hervorgeht, gelingt es durch Michaels Abschnitte immer wieder, ihn in einem freundlicheren Licht darzustellen. Was er (wie erst später auffällt) durch geschicktes Weglassen bestimmter Ereignisse erreicht – wie er es sein ganzes Leben praktiziert hat, um so seine Lebenslügen aufrechtzuerhalten.
Ein unterhaltsamer Roman in einer durchaus anspruchsvollen Sprache, der trotz seines vielversprechenden Titels jedoch keine leichte Sommerlektüre darstellt.
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