Elf ist freundlich

Daniel Tammet
Elf ist freundlich und Fünf ist laut
Aus dem Englischen von Maren Klostermann
Heyne 2009
284 Seiten
ISBN 978-3-453-64040-5

Daniel Tammet ist ein außergewöhnlicher Mensch. Vermutlich von Geburt an an Autismus leidend, was jedoch erst im Alter von 25 Jahren festgestellt wurde, hat er wahrscheinlich seit seinem 3. Lebensjahr zudem das Savant-Syndrom. Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Buches (2006) sprach er zehn Sprachen, rechnete schnell wie ein Computer und kann jedem Datum den entsprechenden Wochentag zuordnen. Doch das Bemerkenswerteste ist wohl seine Fähigkeit, über sein Empfinden zu reflektieren und sich mitzuteilen, im Gegensatz zu den meisten anderen Betroffenen.

Sehr früh ist ihm bewusst, dass er anders ist als die gleichaltrigen Kindergarten- und Schulkinder. Doch stets geliebt und unterstützt von seinen Eltern und zahlreichen Geschwistern, gelingt es ihm immer besser, in der Gesellschaft auch alleine zurechtzukommen.
Daniel Tammet erklärt, wie er die Welt wahrnimmt, was sie in ihm auslöst und und wie er damit lernt umzugehen. Ausführlich schildert er seine besondere Liebe zu Zahlen und wie auf ihn wirken – für Nicht-Savants vermutlich kaum vorstellbar.

Literarisch betrachtet ist das Buch nicht unbedingt empfehlenswert; die Sprache ist schlicht und stellenweise sogar etwas dröge. Doch ich vermute, dass Daniel Tammet den Anspruch hatte, das Buch ohne Hilfe zu schreiben und dafür ist es wirklich herausragend. Wie es ihm trotz all seiner Einschränkungen gelungen ist, ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zu führen, Beziehungen aufzubauen zu den Menschen, die ihm wichtig sind, ist bewundernswert und eindrucksvoll. Für Nichtbetroffene ein einzigartiger Einblick in eine unbekannte Welt!