Feuer

Cover Feuer von Maria Pourchet

Maria Pourchet
Feuer
Aus dem Französischen von Claudia Marquardt
Luchterhand 2023
318 Seiten
ISBN 978-3-630-87734-1

Laure ist vierzig Jahre alt, Mutter von zwei Töchtern und lebt in einem Vorstadthaus mit ihrem Ehemann, einem Arzt. Sie ist Professorin für Literatur an einer Universität und führt ein scheinbar geordnetes Leben. Doch tatsächlich hat sie das Gefühl, dass das Leben an ihr vorbeizieht und sie selbst im Alltag und in Routinen erstarrt ist. Insgeheim beneidet sie ihre älteste Tochter Véra, die sich als Feministin engagiert und gegen die Ungerechtigkeiten der Welt kämpft.

Clément ist fünfzig Jahre alt, Single und arbeitet in einer Investmentfirma. Er hat viel Geld, aber wenig Sinn in seinem Leben, joggt an der Seine entlang, schaut YouPorn und redet mit seinem Hund Papa, der das einzige Wesen ist, dem er sich verbunden fühlt. Er hat keine Illusionen mehr über die Welt und wartet darauf, dass alles vorbei ist.

Als sich Laure und Clément für die Vorbereitung eines Vortrages von ihm begegnen, spüren sie sofort eine starke Anziehungskraft. Sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die beide aus ihrem Alltag herausreißt. Heimliche Treffen in Hotels, obszöne und/oder erotische Nachrichten per SMS – sie lassen sich von ihrer Lust treiben. Doch während Laure voller Leidenschaft ihren Gefühlen freien Lauf lässt, fühlt sich Clément zunehmend nicht nur von ihr, sondern auch von seiner Arbeit unter Druck gesetzt und versucht sich ihr zu entziehen.

Maria Pourchet beschreibt die Gefühle und Gedanken ihrer beiden Protagonisten, die gegensätzlicher kaum sein könnten, abwechselnd aus deren Perspektive, wobei Clément seine Gedanken an seinen Hund adressiert, sein einziges Bezugswesen. Laures Erleben wird hingegen in der Du-Form erzählt, was zu Beginn etwas irritierend wirken kann. Doch lässt man sich darauf ein, entsteht zusehends das Gefühl in Laures Kopf zu stecken und die Dinge unmittelbar mitzuerleben. Dass somit keine ‚normale‘ nachvollziehbare Geschichte entsteht, ist nachvollziehbar: Wer denkt schon streng chronologisch? Erlebtes, eigene Gedankensplitter zu Gegenwärtigem und Vergangenem, Stimmen von Verstorbenen – manches taucht unvermittelt auf und verschwindet auf ebensolche Weise wieder.

Cléments Einstellung entsprechend wird sein Alltag immer wieder recht sarkastisch, wenn nicht sogar zynisch dargestellt und zustimmend nicken wir beim Lesen: Jaja, Banker halt. Wobei Clément wohl lieber ganz anders wäre.

Das Ende hält zwei große Überraschungen bereit, wobei sich letztendlich auch ein schöner Widerspruch zeigt: Bei allem Feminismus – schöner ist es doch, wenn in der eigenen Familie alles bleibt wie es schon immer war.
Eine ungewöhnliche Lektüre, die sich zu lesen lohnt!

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