Johannisnacht
Uwe Timm
Johannisnacht
Kiepenheuer & Witsch 1996
281 Seiten
ISBN 978-3- 462-02556-9
Ein namenloser Autor aus München (offensichtlich das Alter Ego von Uwe Timm) nimmt aufgrund einer momentanen Schreibblockade den Auftrag einer Zeitschrift an, einen längeren Beitrag über die Kartoffel zu schreiben. Dafür reist er für drei Tage nach Berlin, wo ihm ein Freund den Kontakt zu Jemandem vermitteln will, der über die Kartoffel gearbeitet hat. Doch diese scheinbar so ganz gewöhnliche Recherchereise gerät zu einer wirren wie auch komischen Tour im Berlin der Nachwendezeit, während Christo den Reichstag verhüllte.
Es geht von West nach Ost und zurück, vom schwarz arbeitenden ‚Friseur‘ zum sündhaft teuren Haarstylisten, von der Telefonsexarbeiterin zum Tuaregprinzen, von der ‚Nachfeier‘ einer polnischen Hochzeit zu Waffenhändlern und noch Manches mehr. Obwohl dem Ich-Erzähler immer wieder übel mitgespielt wird, bleibt er gelassen und freundlich, auch voller Verständnis; kein Ausrasten, keine Wut, kein Zorn. Vermutlich ist dies auch mit ein Grund, neben den herrlich skurrilen Geschichten, weshalb ich das Buch mit einem Lächeln gelesen habe. Ich empfand es durchweg als heiter, was sicherlich auch an der etwas naiven, aber so grundsätzlich freundlichen und höflichen Hauptfigur liegt.
Eine schöne Lektüre!
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