Des Einen Freud

Alan Carter
Des Einen Freud
Detective Cato Kwong #2
Aus dem australischen Englisch von Sabine Schulte
Nautilus 2016
384 Seiten
ISBN 978-3-96054-016-8
Der zweite Band von Alan Carter entführt die Lesenden erneut in eine düstere Welt voller Gewalt und Brutalität im australischen Outback. Der Autor, seit 1991 dort in Fremantle ansässig, erzählt eine fesselnde Geschichte um Detective Senior Constable Philip ‚Cato‘ Kwong, der u.a. in einem Bandenkrieg an der Westküste ermittelt. Carter zeigt eine erbarmungslose Realität, in der die Grenzen zwischen der Welt der Drogendealer und Sadisten mit der der Polizei eng, zu eng verbunden sind, was zu weiteren Opfern führt. Die Hitze Australiens, mit bis zu vierzig Grad, und der Rauch von Buschfeuern bilden zudem eine bedrückende Kulisse für die Verbrechen, die teilweise vermutlich nicht so schnell vergessen werden.
Die Einführungsszene, in der ein verstörend inszeniertes, zu Tode genageltes Schwein ausgegraben wird, setzt den düsteren Ton für das Rätselraten, das den Leser fast vierhundert Seiten lang begleitet. Der Plot von „Des Einen Freud“ ist fein komponiert, es gibt mehrere Handlungsstränge, die sich immer wieder annähern und somit für eine Vielzahl von Cliffhangern sorgen, sodass die Lesenden ordentlich mitzappeln. Carter gelingt es, die Spannung hochzuhalten, indem er verschiedene Rätsel und Fragen aufwirft, nicht nur bezüglich der üblichen kriminellen Motive, sondern auch hinsichtlich der rätselhaften Verhaltensweisen der Hauptfiguren.
Diese sind wenig sympathisch, Cato Kwong ist hier die Ausnahme, wirkt aber distanziert und lässt niemanden wirklich an sich heran. Die Charaktere, darunter die trostlose Mutter eines vermissten Mädchens und Catos Kollegin Lara, sind undurchsichtig und tragen zur rätselhaften Atmosphäre bei.
Durch die schnellen Szenenwechsel lesen sich manche Kapitel fast wie ein Drehbuch, sodass man das Ganze stellenweise schon wie einen Film vor sich sehen kann. Aber wenn einzelne Szenen gerade einmal eine halbe Seite umfassen, ist das doch ein bisschen zuviel des Guten.
Eine Überraschung des Buches liegt in der Bestrafung der Übeltäter, die auf eine Weise erfolgt, die den Rachegöttern gefallen dürfte. Ein selbstsicherer, böser Mensch wird ans Lenkrad gefesselt und mit Benzin übergossen, während der junge Auftragskiller aus dem Kongo, der in seiner Heimat zu viel Gewalt erlebt hat, vergleichsweise glimpflich davonkommt.
Ein beklemmender Krimi, der die düsteren Seiten Australiens und die Schattenseiten der menschlichen Natur aufzeigt; eine Welt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und die Lesenden bis zum Schluss mitfiebern können.
Krimibestenliste Oktober und November 2016
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