Nebenan

Cover Nebenan von Kristine Bilkau

Kristine Bilkau
Nebenan
Luchterhand
2022
282 Seiten
ISBN 978-3-630-87519-4

Julia und Chris, beide Ende dreissig, sind aus der Grossstadt in ein Haus in einem kleinen Dorf gezogen. Während Chris, Biologe, voll und ganz in seinem Beruf aufgeht, wird Julias Alltag hauptsächlich von ihrem unerfüllten Kinderwunsch bestimmt. In der nahen Kreisstadt hat sie als Keramikerin einen kleinen Laden eröffnet, in dem sie auch arbeitet und froh ist, wenn sie für sich bleibt. Dort lebt auch Astrid, die zweite Protagonistin des Buches, die so ziemlich in allem das Gegenteil der nach innegewandten Julia ist. Sie ist Anfang 60, zupackend, offensiv und arbeitet als Ärztin, während ihr Mann, ehemaliger Lehrer, mittlerweile in Rente ist und sich fast schon exzessiv seiner ‚Nachrichtensucht‘ hingibt.

Abwechselnd wird von den beiden Frauen erzählt. Sie wünschen sich Nähe, Vertrautheit: Julia die von Familie und Freunden, obwohl sie Menschen eher meidet; Astrid insbesondere von ihrer besten Freundin von früher, die sich ihr nach einem Skandal um ihren Sohn entzogen hat. Bildlich verstärkt wird dieser Wunsch durch den fortschreitenden Verfall der Stadt (leerstehende, verfallende Häuser; Schließung von Geschäften) sowie durch diverse seltsame Geschehnisse (das Verschwinden einer Nachbarsfamilie; Drohbriefe). Obwohl beide mit Menschen verbunden sein möchten, ist die Realität eine andere. Julia erkennt, wie wenig soziale Bindungen sie hat und Astrid weiht trotz ihrer Furcht ihren Mann nicht ein – sie will alleine damit fertig werden.

Wirklich Aufsehenerregendes geschieht nicht in diesem Buch, doch es entsteht eine Beklommenheit beim Lesen, auf dessen Grund man kommen möchte und so immer weiter liest. Es sind die alltäglichen Dinge, die dieses Unbehagen auslösen, über die man ansonsten häufig hinwegsieht. Ein verunreinigter Küstenabschnitt, massenhaft verlorene Briefe, verlassene Häuser, verschwundene Menschen … – was ist da wirklich geschehen? Hängt es vielleicht zusammen? Antworten erhalten wir keine, nur Andeutungen. Doch die reichen, um eigene Geschichten sich auszudenken und eine Art von Happyend erwarten zu können 😉

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