Adama

Lavie Tidhar
Adama
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Suhrkamp 2025
425 Seiten
ISBN 978-3-518-47516-4
Boah, ist das ein grandioses Buch! Spannend und aufwühlend wie ein Thriller, informativ wie ein Sachbuch über Israels Geschichte und zugleich emotional wie ein Familienroman.
Die Geschichte beginnt 2009 in Florida, als Esther im Beisein ihrer Tochter Hanna stirbt. In ihrem Nachlass findet Hanna eine alte Holzkiste mit Fotos, die die Lesenden auf eine Reise in die Vergangenheit führen – zurück ins Jahr 1946 nach Haifa, wo Ruth im Zentrum steht. Ruth kämpft mit aller Kraft um die Gründung eines Kibbuz und um das Recht, in diesem Land zu leben. Alles ordnet sie diesem Ziel unter – Familie, Liebe, selbst Mitgefühl.
Ihre Schwester Shosh, die das KZ überlebt hat, kommt widerwillig nach Palästina, heiratet Ruths früheren Geliebten Dov und bringt Jael zur Welt – Hannas Großmutter. Über drei Generationen hinweg zeichnet Tidhar das Schicksal dieser Familie nach: geprägt von Idealen, Verlusten und einer immer wiederkehrenden Spirale aus Gewalt.
Besonders schön sind die feinen Verbindungen zwischen den Generationen – die kleine Holzkiste, das wiederkehrende Lied, der alte Film aus dem Kibbuz – kleine Erinnerungsanker, die das große Ganze zusammenhalten.
Ganz nebenbei vermittelt das Buch viel über die Entstehung Israels und die verhärteten Fronten zwischen Briten, Juden und Palästinensern – und lässt erkennen, dass Gewalt immer nur neue Gewalt hervorbringt.
Ein kluges, intensives und zutiefst berührendes Buch – ein echtes Glanzstück!


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