Frau mit Messer
Gu Byeon-mo
Frau mit Messer
Aus dem Englischen von Wibke Kuhn
Ullstein 2022
286 Seiten
ISBN 978-3-550-20150-9
Interessant, wieder ist es ein Buch aus Südkorea, in dem es um eine alternde Auftragskillerin geht. Vor vier Jahren erschien „Aufzeichnungen eines Serienmörders“ von Kim Young-ha, die das Leben eines Serienkillers mit beginnender Demenz beschrieb. Offenbar betrachtet man dort das Alter in anderen Zusammenhängen als bei uns in Europa oder in den USA.
Hornclaw ist 65, Auftragsmörderin bzw. Schädlingsbekämpferin wie sie sich selbst bezeichnet und spürt, dass sie langsam zu alt wird für diese Art von Arbeit, körperlich wie auch seelisch. Ihre Kräfte lassen nach und sie beginnt Gefühle für Menschen zu entwickeln, was sie verletzlich macht. Und genau das scheint jemand auszunutzen, denn plötzlich ist sie selbst in Gefahr.
Es ist eine gnadenlose, harte Welt, in der Hornclaw lebt und aufgewachsen ist. Von den Eltern weggegeben, als Kind von Verwandten als „Arbeitssklavin“ ausgebeutet und ausgenutzt, nur knapp einer Vergewaltigung entkommen, indem sie den Mann tötet. Der einzige Mensch der ihr freundlich gesinnt ist, bringt ihr bei wie man professionell tötet und baut auf ihren Fähigkeiten ein lukratives „Schädlingsbekämpfungs“-Geschäft auf. So verabscheuungswürdig diese Branche auch sein mag, so wenig schrecklich wirkt Hornclaw. Stattdessen wirkt es zunehmend normal wie sie ihrer Arbeit nachgeht, die wie alles Andere auch dem technischen Fortschritt und der Globalisierung unterworfen ist.
Das Ende gipfelt buchstäblich im Kampf ums Überleben und übertrifft jedes Schlussduell à la James Bond um Längen. Ein Buch, das nicht nur eine alternde Serienkillerin in den Mittelpunkt stellt, sondern fast schon beiläufig uns ebenso einen Blick auf die südkoreanische Gesellschaft werfen lässt mit Schwerpunkt auf diejenigen, die am Rand dieser leben: die Armen, Alten, Rechtlosen.
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