Wenn man den besten Freund verliert
Jasmin Schreiber
Der Mauersegler
Eichborn 2021
232 Seiten
ISBN 978-3-8479-0079-5
Wenn ein Mensch stirbt, der einem so nahe steht wie niemand sonst, ist der Schmerz wohl unermesslich. Wie muss es einem da gehen, der sich zudem noch für diesen Tod verantwortlich fühlt?
Jakob, Prometheus‘ bester Freund ist tot und nun rast er mit seinem Wagen durch die Nacht gen Norden, auf der Flucht voller Schmerz, Angst und Schuld. Vor was genau Promotheus flieht, ist unklar; aber während er Unterschlupf bei zwei alten Frauen findet, die einen Pferdehof an der dänischen Küste betreiben, erfahren wir nach und nach was geschehen ist und die Gründe für diese überstürzte Reise. Wie er als Arzt von allen Seiten bedrängt wurde, seinem Freund zu helfen. Wie er trotz besseren Wissens nachgab und er an der Verantwortung für dessen Leben fast zerbrach; was ihn zu Handlungen verleitete, die er nun unendlich bereut.
Hinzu kommen Promotheus schmerzvolle Erinnerungen an die vergangenen Zeiten und Erlebnisse mit seinem besten Freund. Begebenheiten, die trotz der Allgegenwärtigkeit von Trauer und Leid uns Lesenden immer wieder ein Lächeln entlocken wie beispielsweise gleich zu Beginn, als die beiden Jungen versuchen, Prometheus‘ verstorbenen Hund zu verbrennen (ohne Erfolg). Oder wie Jakob versuchte, seine große Schwester, die gerade von ihrem Freund verlassen wurde, zu trösten, indem er ihre Telefonnummer an Männer auf der Straße verteilte, die er nett fand.
Es hatte Monate gedauert, bis die Anrufe aufgehört hatten.
Es hätte ein unsäglich trauriges Buch werden können bei einem Thema wie diesem, zudem auch andere Figuren eine nie endende Trauer mit sich tragen. Doch Jasmin Schreiber hat diese wundervoll herrliche Erzählweise, bei der auf eine ergreifende Episode durchaus etwas Tröstliches, wenn nicht sogar etwas Humorvolles folgt, ohne dass es fehl am Platze wirkt. Ein Buch voller Schmerz, aber auch voller Wärme, Trost, Empathie und Hoffnung. Einfach schön!
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