Genau so, wie es immer war
Claire Lombardo
Genau so, wie es immer war
Aus dem Englischen von Sylvia Spatz
dtv 2024
713 Seiten
ISBN 978-3-423-28417-2
Erzählt wird die Geschichte von Julia Ames, Ende fünfzig, die alles hat, was ein glückliches Leben ausmacht: zwei wohlgeratene Kinder, einen liebenden Ehemann, einen stabilen Freundeskreis, finanziell gut situiert. Doch als sie einer Freundin aus einer anderen Zeit begegnet und sich gleichzeitig unvorhergesehene Dinge in ihrer Familie ereignen, breitet sich in Julia eine Unruhe aus und sie beginnt, ihr Glück in Frage zu stellen.
In Rückblicken erfahren wir, wie Julia zu einer selbständigen, aber unsichereren Frau und ohne Vertrauen in Andere heranwuchs, bedingt durch den irgendwann nicht mehr existenten Vater und ihre empathielose Mutter. Immer wieder enttäuscht und verletzt durch ihre Mutter vertraut sie nur noch sich selbst und ist selbst in ihrer Ehe stets am Zweifeln, was nach der Geburt ihres ersten Kindes zu einer schweren Krise führt. Doch Julia und Mark, ihr Mann, raufen sich, wenn auch mühsam, wieder zusammen und so liegen nun 25 gemeinsame Jahre hinter ihnen, die meisten davon glücklich. Aber nun scheint sich neues Unheil anzubahnen …
Keine Frage, Julia litt und leidet ihr ganzes Leben an ihrer unglücklichen Kindheit: der Vater, der sie verließ; die Mutter, Alkoholikerin, die ihr keine Beachtung schenkte und sie offensichtlich nicht liebte. Alle Versuche, eine Beziehung in späteren Jahren zu ihrer Mutter aufzubauen, blieben erfolglos und vergrösserten Julias Selbstzweifel stets aufs Neue. Auch wenn es richtig gut beschrieben wird: Leider wird dies in wirklich epischer Breite immer wieder aufs Neue ausgeführt, sodass es mir irgendwann zuviel wurde und ich diese Passagen nur noch überflog.
Schwierig empfand ich auch die Person Julia: Sie ist intelligent und reflektiert, aber nicht in der Lage sich auch nur ansatzweise in 40 Jahren in der Beziehung zu ihrer Mutter weiter zu entwickeln. Ihr Verhältnis zu ihr ist mit Ende 50 praktisch das gleiche wie als 17jährige – auf mich wirkte dies nicht sehr glaubwürdig.
So bleiben gemischte Gefühle bei dieser Lektüre: Einerseits ist es gut geschrieben, andererseits gibt es eine unglaubwürdige Protagonistin und stellenweise sehr langatmige Passagen. Eine Kürzung von 200 oder 300 Seiten hätten dem Buch vermutlich sehr gut getan.
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