Keine gute Geschichte

Cover Keine gute Geschichte von Lisa Roy

Lisa Roy
Keine gute Geschichte
Rowohlt 2023
237 Seiten
ISBN 978-3-498-00345-6

Der Titel des Buches trifft ins Schwarze – einerseits. Denn das, was Lisa Roy hier erzählt, ist wirklich „Keine gute Geschichte“. Arielle Freytag, eine Frau Anfang 30, ist es gelungen, ihrer Herkunft Katernberg zu entkommen, einem trostlosen Stadtteil Essens. Jetzt ist sie eine erfolgreiche Social-Media-Managerin in Düsseldorf und kehrt nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie wegen Depressionen nach 12 Jahren zurück an den Ort, wo sie aufgewachsen ist, denn ihre Großmutter braucht ihre Hilfe. Dort werden zwei Mädchen vermisst, was Arielle an das spurlose Verschwinden ihrer Mutter vor 24 Jahren erinnert. Während sie alten Bekannten und ehemaligen Freundinnen begegnet, kommen die Erinnerungen: die Kindheit bei ihrer lieblosen Großmutter; die deprimierende Umgebung, die sich kaum geändert hat; und natürlich ihre Mutter, die sie über alles liebte und plötzlich einfach verschwand.

Andererseits ist das Alles so gut und überzeugend erzählt, dass es sehr wohl „Eine gute Geschichte“ ist. Arielle erzählt aus der Ich-Perspektive, sodass ihr Erleben in Katernberg in direktem Gegensatz zu ihrem neuen Leben in Düsseldorf steht. Was für ein Kontrast, der durch die immer wiederkehrende Du-Ansprache der Ich-Erzählerin eine besondere Intensität erhält (wobei das ‚Du‘ an die verschwundene Mutter gerichtet ist).

Obwohl Arielle mit heftigen Depressionen zu kämpfen und auch sonst einige Probleme hat, blieb mein Mitgefühl für sie eher gering (was sie sicher auch nicht will 😉). Ihre Figur ist von einer derartigen Empathielosigkeit geprägt, dass es mir schwer fiel, Sympathie oder auch nur Verständnis für sie zu entwickeln. Natürlich ist mir bewusst, dass sie eine ganze Festung um sich herum errichtet hat, um nicht noch einmal so verletzt zu werden. Doch dass ihre Lust auf Sex nicht einmal vor verschwundenen Kindern halt macht, war mir völlig unverständlich.

Ja, es ist ‚Keine gute Geschichte‘ in einer harten, stellenweise vulgären Sprache, die sich aber zu lesen lohnt!

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert