Sing mir vom Tod

Ivy Pochoda
Sing mir vom Tod
Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Lux
Suhrkamp 2024
329 Seiten
ISBN 978-3-518-47462-4
Manche sehen gerne zu, wie alles in Flammen aufgeht, während andere das Streichholz selbst entzünden – diese Dynamik steht im Zentrum von Ivy Pochodas Thriller „Sing mir vom Tod“.
Zu Beginn scheint die Rollenverteilung klar: Diana „Dios“ Sandoval, Insassin eines Frauengefängnisses in Arizona, ist die Brandstifterin – unberechenbar, gewalttätig und kaum zu bändigen. Florence „Florida“ Baum hingegen, ein reiches, weißes Party-Girl aus gutem Hause, das sich die falsche Gesellschaft aussuchte. Was immer die Beiden verbindet, endet in einem blutigen Showdown in Los Angeles’ Koreatown, wie wir schon auf Seite 1 erfahren.
Dios ist eine moderne Lady Macbeth: brutal, berechnend, entschlossen. Schon ihr erster Satz, bevor sie eine Mitgefangene schwer verletzt – „Entweib mich, Miststück!“ – verweist auf Shakespeare. Ihre Mission: Florida dazu zu bringen, ihre wahre Natur zu zeigen. Dass in ihr die gleiche Dunkelheit lebt wie in Dios.
Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis fliehen beide nach Los Angeles. Doch die Stadt, gezeichnet vom Coronalockdown, gleicht einem Kriegsgebiet.
Während Florida hofft, ihr altes Leben wiederzufinden, wird sie von Dios verfolgt sowie von Detective Lobos, deren Leben ebenfalls von Gewalt geprägt ist. Die Jagd endet an einer Kreuzung von Olympic Boulevard und Western Avenue, wo das Blut in die Straßen fließt – Thriller trifft Western.
Gewalt ist das Thema dieses Buches – Gewalt von und gegen Frauen. Schon in ihrem letzten Roman „Diese Frauen“ gab Pochoda gewalttätigen Frauen eine Stimme. Dieses Mal jedoch handeln sie nicht aus Notwehr oder Rache, sondern aus eigenem Antrieb. Knallhart, tiefschwarz und spannend – völlig zu Recht auf Platz 1 der Krimibestenliste.
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