Lichtjahre im Dunkel
Friedrich Ani
Lichtjahre im Dunkel
Suhrkamp 2024
446 Seiten
ISBN 978-3-518-43156-6
Tabor Süden, sicherlich einer der dienstältesten Ermittler in der deutschen Kriminalliteratur, ermittelt in seinem mittlerweile 25. Fall. Leo Ahorn ist verschwunden, verheiratet und Besitzer eines Schreibwarenladens. Montagabend war er noch in seiner Stammkneipe Blaues Eck wie beinahe täglich, doch nach Hause gekommen ist er nicht. Nach einer Woche beauftragt seine Ehefrau, Viola Ahorn, die Detektei in der Süden arbeitet, ihren Mann zu finden. Doch sie macht widersprüchliche Angaben – hat sie etwas zu verbergen?
Obwohl es sich um einen klassischen Krimiplot handelt (später kommt sogar ein Toter hinzu), steht völlig zurecht ‚Roman‘ auf dem Cover dieses Buches. Denn auch wenn der ganze Fall ziemlich komplex und nur schwer zu durchschauen ist, stehen doch die einzelnen Menschen und deren Leben im Vordergrund. Alle, wirklich alle haben und hatten zu kämpfen mit ihrem Dasein; nicht nur der Verschwundene, ebenso die PIUS (Personen im Umfeld der Sache)-ZeugInnen wie auch die Ermittelnden.
Die Ehe der Ahorns hatte nichts mehr Liebevolles: Leo bewältigte seine Pflichten und träumte (allein) seinen Traum, etwas Neues zu beginnen; Viola war angeödet von ihrem Mann und fürchtete, dass das ihr Leben war. Georg Kramer, ebenfalls Stammgast im Blauen Eck, ist finanziell zwar gut gestellt, aber seine Einsamkeit ertränkt er jeden Abend im Alkohol. Verlorene Seelen ebenso wie die ermittelnde Oberkommissarin Fariza Nasri und Tabor Süden, denen zumindest ihre Arbeit zeitweise Halt gibt.
Es ist ein beeindruckendes und hervorragend geschriebenes, wenn auch düsteres Buch das sich Menschen widmet, die am Rande stehen und ihr Leben nur noch hinter sich bringen wollen. Und falls sich tatsächlich dann doch so etwas wie ein bisschen Glück zeigt, ist es leider nicht von Dauer.
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